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  • Autor: Valentine
  • Veröffentlichung: 03.11.2012 15:51
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2012

Im Fieberwahn

Charakter: Valentine, Vincyce
Ort: Valentine's Zimmer bei den Daeva des Zephyr

Das Paar milchig weißer Augen haftete auf den Fasern der karrierten Baumwolldecke - jede der schwarzen Linien und roten Flächen nachzeichnend, jeder seichten Welle folgend, wie sie der flache Atem des Zauberers hob und senkte.

"Was tust du nur..?", fragte er ruhig - beinahe stimmfrei in die Stille des Zimmers hinein, während sein Fokus bereits höher wanderte. Er wusste, dass Valentine ihm nicht antworten würde - er schlief, bereits seit einigen Tagen tat er dies annähernd ohne Unterbrechung.

'Lass mich in Frieden!', 'Verschwinde!' waren die letzten Worte gewesen, die ihm der Rothaarige entgegengeworfen hatte, da sie miteinander gesprochen hatten, wie ihm nun wieder in sein Gedächtnis rückte, gerade als er die weichgeschnittenen Züge, die dort vor ihm auf dem cremefarbenen Federkissen lagen, mit dem Blick betastete.

Nun würde er ihn nicht fortjagen - sollte er dennoch gehen? Sollte er seinem vor Jahren gesprochenen Wunsch nachgeben? Im Grunde würde Valentine ja vielleicht gar nicht bemerken, so Vincyce doch an der Seite seines Bettes verblieb, um über dessen Genesung zu wachen.

Ein nur so unterschwelliges, von Schmerz geschürtes Flackern jagte über die zarten Muskelstränge seines Gesichtes, verschloss die roten Augen nachdrücklicher als ohnehin und trieb auch noch den letzten rosigen Hauch aus den beinahe blutleeren Lippen.

Trotz Allem war er schön - er war immer der schönere von beiden Brüdern gewesen, so Vincyce dies beurteilen konnte und dies würden auch diese feinen Verflechtungen auf der linken der blassen Wangen nicht ändern können, die sich dort vorübergehend in seine Haut gegraben hatten.

Eines dieser leisen, missbilligenden Murren teilte die spröden Lippen, als sich Valentines schlanke Finger unter der Decke hervor- und zu der fiebrigen Stirn hinaufschoben, "Bacco...", brachte er gepresst und mehr lautlos geformt hervor, ehe der Ältere seine Finger in den eigenen bergen konnte, um sie auf das Laken zurückzuführen.

"Dir wird es bald wieder besser gehen", gab er zurück - hatte er nicht verstanden, was der Zauberer ihm hatte sagen wollen? Sicherlich hatte er es nicht, denn die hochgewachsene Gestalt stützte sich zwar von dem schlichten Stuhl zur Seite des Bettes hoch, doch war es jene flache Schale aus geblümtem Porzellan, welcher er sich zuwendete und ein dünnes, eher grobmaschiges Tuch entnahm, um es auszuwringen.

Nur ein flüchtiges Innehalten, als seine Augen auf der spiegelnden Oberfläche des Wassers hängenblieben, von Gedanken gejagt über selbige huschten und die letzten herunterperlenden Tropfen ein Bild vorüberziehender Kreise formten.

'Dämmersang!', hallte es stetig von Neuem in der Stimme des jungen Kriegers durch seine Gedanken und mochte man glauben, dieser Name, mit welchem man ihn selbst unzählige Male gerufen hatte, würde irgendwann nichts mehr in einem rühren, wäre dies ein Irrtum gewesen - er rührte Etwas, ließ ihm zur gleichen Zeit heiß und kalt werden, ihn vor Hitze erstarren, wie in Kälte verbrennen.

Ein energisches Kopfschütteln, welches Strähnen des schwarzen Haares in Bewegung brachte und ihn sich endlich zu dem geschwächten Abbild Valentines zurückwenden ließ, um das feuchte, zweifach gefaltete Tuch auf dessen, von winzigen Schweißperlen glitzernde, Stirn zu betten. Seine Finger verweilten dort sicherlich einen Moment länger denn nötig, als könnten sie stumme Bitte an Aion selbst bedeuten oder den Rothaarigen bloß für einen Moment vor den gespaltenen Zungen des Schicksals abschirmen, deren Gesang aus Zweifel und Konsequenz auch in die letzten Winkel seiner, im Fieberwahn geformten, Träume kroch, um Geister vergangener Tage zu wecken, deren schemenhafte Fratzen ihm schalkhaft entgegenblickten.



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