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Eine Ode an Hohn und Habgier |
Charakter: Valentine
Ort: Valentine's Zimmer bei den Daeva des Zephyr
Ein träges Auf und Ab seines schmalen Brustkorbes, um die Atemzüge kaum vernehmlich in die Stille des abgedunkelten Zimmers auszusenden, wie es lediglich von dem zeitweiligen Flackern einer Kerze erhellt wurde – Schatten und Geister über die Tapete umliegender Wände zu jagen und ein eigensinniges Lichtspiel in den roten Augen zu erzeugen, wie sie auf die Zimmerdecke über ihnen gerichtet lagen – doch durch sie hindurch liefen.
Er spürte, wie sich der, in groben Maschen gewebte, Stoff seiner Decke unter der bloßen Haut seines Körpers abzeichnete, schmeckte die Note kernig würzigen Tabaks, als er einen weiteren, dünnen Schleier silbrigen Rauches aus seinen Lungen drängte, um ihn zwischen den spröden Lippen hervorkräuseln zu lassen und den schmalgedrehten Glimmstängel ein weiteres Mal zwischen ihnen zu bergen.
Diese angespannte Stille war es, wie sie unendlich schwer auf seinen Schultern wog, den von Gedanken übervollen Kopf tief in das cremefarbene Kissen lastete, während sein Blick weit abseits zwischen den Rauchfäden hersetzte.
Nie waren es Tagträume gewesen, die nach ihm griffen – umso öfter verquere Bahnen des so bildgebundenen Verstandes, um ihn an Ort und Stelle weilen, den Raum für ihn jedoch wandeln zu lassen – einer Leinwand gleich, auf welche sich Bilder aller Art projizieren ließen.
Die schlanken Finger pflückten das glimmende Röllchen abermals hervor und mit dem nächsten Blick an sich herunter war es nicht weiter das rotkarrierte Muster von Stoff, wie es sich unter dem eigenen Leib zeigte – war die Farbe doch noch die selbe, tränkte sie eine Fläche lebloser Körper in einem Meer dunklen Blutes, färbte auch die eigene, im Kontrast beinahe weiße, Haut, um mit dem nächsten Flackern der Kerze über sie hinweg zu schwappen.
Einem bebenden Hämmern gleich spürte Valentine das Herz gegen seine Brust schlagen – seine Glieder eigenartig schwer, jeder Regung unfähig.
„Ich werde dir genug von mir zukommen lassen… assen… sen… en…“, drang es hallend und greifbar laut an ihn heran – gesprochen von der gespaltenen Zunge eines Geschöpfes, halb Mensch, halb Natter, wie es die unechten Züge eines immerwährenden Lächelns auf die Wangen gegraben trug und in dem Zauberer den lechzenden Wunsch weckte, es dort auf immer fort zu wischen – diese Lippen zum Schweigen zu bringen und jedes Wort in seinem Keim zu ersticken – endlosen Schmerz in dieses Gesicht zu zaubern, was ihm selbigen bescherte.
„Besitzdenken… enken… ken… en…“, hallte es bereits nach – „Grün steht für Unreife…“, „Menschenfeind… eind… nd…“
Die Worte schlugen von innen heran gegen seine Stirn – jedes von ihnen beschwor einen Impuls bitterer Gefühle herauf, wie sie ihm die Kehle zuschnürten und nun hatte sich ein zweites Wesen hinzugesellt, wie es dort in Form einer Elster weilte – der Schnabel nicht mehr denn eine Maske auf humanem Gesicht.
Er sank – schien zu versinken in tiefem Rot. Schwere Ketten, sich über ihn hinweg zu spannen und unaufhörlich in seine Haut zu graben, bis er sich kaum mehr sicher sein konnte, wessen Blut es war, das dort anstieg, um über Wangen wie Lippen zu kriechen, bis es in seine Nase zu dringen begann und diese beiden animalisch verzerrten Augenpaare ihm erbarmungslos in Hohn wie Habgier, deren Namen sie auch trugen, entgegenblickten.
Er wollte schreien, blieb stumm – wollte sich losreißen, blieb ruhen und erst als dort dieser stechende Schmerz auf seinem seitlichen Bauch aufkeimte, fuhr der Verstand zu ihm zurück, um den glühenden Rest des Glimmstängels energisch von sich zu bringen, der seinen Fingern entglitten – der Schwerkraft folgend auf seinen Leib gestürzt war und ihm nun diesen wenig charmanten Fluch entlockte, dessen Schicksal es blieb, ungehört im dämmrigen Halbdunkel des Zimmers zu verwehen.
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