Weitere Informationen zu "Maskenball"
  • Autor: Valentine
  • Veröffentlichung: 03.11.2012 16:03
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2012

Maskenball

Charakter: Valentine
Ort: Galerie der Pracht
NPC's: Cinna

„Und das Ganze für einen wichtigen Spionageauftrag, ja?“, richtete Cinna, für seine extravaganten Gewänder bekannter Designer der Galerie der Pracht, in recht schalkhaftem Ton an ihn heran, gerade da ein weiterer Ruck den festen Stoff enger um seine Taille schnürte und Valentine für einen Moment die Luft raubte. Bereits nun glaubte er, im Laufe des Abends unumgänglich einem Erstickungstod zu unterliegen, der ihn zum nächsten Obelisken dieser Stadt bringen würde – doch dies wäre es ihm wohl allemal wert, so der zeitweilige Schwindel nur vergehen würde, der für einen Moment ein unstetes Flirren in seine Ohren legte. „Wes-weshalb sollte ich mich Derlei wohl sonst unterziehen..?“, gab er nach einem kleinen Ächzen zurück, gerade da er wieder eines Quäntchens Sauerstoff habhaft wurde und sich die Schnüre der Corsage knirschend zu einem sicheren Knoten auf seinem Rücken zusammenzogen.

„Oh, Ihr würdet nicht glauben, welche Wünsche Manchen herführen – erst letzte Woche betrat ein Herr die Galerie, der…“, begann der Strohblonde ausschweifend, während er sich auf den Weg durch den abseitsgelegenen Raum der Anprobe begab, um weitere Kleidungsstücke mit flinken, geschulten Griffen zusammen zu sammeln und sich zunächst über einen Arm zu werfen, der als vorübergehender Kleiderständer, der Flexibilität halber, herhalten musste. Der Magier seinerseits, wie er dort an dem ausladenden, mit verschiedensten Rollen von Stoffen überladenen, Tisch weilte, an dessen Kante seine Finger krampfhaft nach Halt gesucht hatten, richtete sich probehalber zur Gänze auf, um die übliche, formvollendete Haltung zurückzuerlangen, die ihn seine Augen zunächst zusammenkneifen ließ und ihm ein leises Knirschen seiner Zähne entlockte.

Den Worten des Anderen schenkte er kein weiteres Gehör, wenngleich er durchaus vernahm, dass der seine Geschichte wohl noch nicht beendet hatte – was interessierte ihn schon, weshalb nun Irgendwer mit Irgendeinem Wunsch an diesen Ort gefunden hatte? Es war ihm gleich, denn letztendlich wusste er doch, dass der nächste zukünftige Gast, der hier an seiner Stelle weilen würde, eine ebensolche Erzählung zu hören bekäme, in der es sich vermutlich um den Rothaarigen selbst handeln würde. Wie würde diese Geschichte wohl verlauten? Würde man von dem pflichtbewussten Söldner erzählen, der jede Art von Auftrag so ernst nahm, wie einen anderen auch oder wäre die Sprache doch bloß von einem verwirrten Herren, dessen Wünsche man auf offener Straße besser verschwieg?

„Silbern oder aquamarin?“, riss es ihn dann aus seinen Gedanken, da sich Cinna an ihn zurückgewandt hatte und Valentine prüfend über seine Schulter zurückspähte, um sich zunächst zu vergewissern, welcher Art von Frage er da wohl antworten würde. „Silbern…“, gab er dann jedoch bereits zurück, da er die beiden, in ihrer Machart identischen, Kleider erblickte, die man ihm dort entgegenhielt und gerade genug Platz für das Gesicht des Designers ließen, der zwischen ihnen hervor sah und ein knappes Nicken zur Annahme der Wahl aufzeigte, ehe das überflüssige Gewandt zur Seite gelegt wurde – jenes gewählte seinen Platz über einer nahen Stuhllehne fand. „Eine geschmackvolle Wahl, Teuerste“, gab er so in dieser schalkhaft antrainierten Floskel an Valentine, der sich gerade etwas ungelenk auf dem Polster des Sofas niederließ, um sich ein bereitgelegtes Strumpfband zu greifen und einen finsteren Blick aus den roten Augen zurückzuwerfen, der allemal als Maßregelung hätte durchgehen können.

Er wusste, dass der vorlaute Blonde dies Alles hier vermutlich für ein unterhaltsames Spiel hielt – eine Farce zwischenmenschlicher Abgründe womöglich – doch er selbst trug bereits diese unterschwellig kneifende Anspannung in sich, die ihn vermeiden ließ, einen Gedanken daran zu richten, was wohl geschehen könnte, würde seine Verkleidung nicht halten, was sie versprach, denn für ihn bedeutete sie eine Nacht der Freiheit, in der er für das, was er liebte und lebte, keine Blicke zu scheuen hatte und sein Gesicht keinen Namen tragen würde. Einen Namen trug er auch nicht für jenen, der sich seit einem Augenblick damit beschäftigte, ein, an den Rändern etwas ausgefranstes, Maßband vor den Schultern des Magiers vorüber zu spannen und ein erkennendes Geräusch von sich zu geben, da er sich daran machte, die letzten Schnüre des Kleides zurecht zu zupfen und überflüssige Kanten abzustecken.

„Wie geheim sind wohl diese Art ‚Aufträge‘, so Ihr meine Neugier verzeiht?“, schien er von Neuem eine Unterhaltung beginnen zu wollen, wobei die Stecknadeln, deren bunte Köpfe zwischen seinen Lippen hervorlugten, für ein Nuscheln sorgten, das ihn selbst kaum zu stören schien – Valentine jedoch ein kleines Murren äußern ließ, da er sich einen Moment nahm, um die Frage gedanklich hin und her zu wiegen, seine Aufmerksamkeit einen Moment länger auf den dünnen Netzstrümpfen ruhen zu lassen, in welche er auch nicht durch eine voreilig aufkeimende Laune eine Masche hineinziehen wollte. „Außerordentlich geheim“, stellte es so auch seine knappe Antwort da, wie es vermutlich einfach seiner Natur entsprach und die Stimme einmal mehr in eine Mischung aus Befremden und Unverbindlichkeit hüllte.

Eben jener hatte er bereits am frühen Morgen einen Gedanken gewidmet, der ihn nicht sogleich in dieser Galerie hatte einkehren lassen – einen kleineren Umweg hatte es gekostet, sich jenes Buches anzueignen, welches ihm Tage zuvor bereits in den Blick gefallen war, da er seiner Arbeit nachging, vielerlei Exemplare an ihren angestammten Platz zu bringen, welche Besucher der Bibliothek einsam auf einem der Tische hinterlassen hatten. Es handelte sich dabei um ein Werk, wie es sich mit alchimistischem Grundwissen beschäftigte und so hatte sich recht rasch eine Seite, zwischen diversen Angrint-Verwandlungstränken und der üblichen Färbemethode gewöhnlichen Haares, gefunden, mit deren Inhalt sich die eigene Stimmlage vorübergehend heben oder senken ließ – Aion mochte gnädig sein, dass er da nicht einem Geist des Wahnsinns auf den Leim gegangen war und der Inhalt dieser Phiole, welche er in Auftrag gegeben hatte, keine allzu langanhaltende Wirkung zeigen würde.

Im Grunde würde doch kaum Etwas schiefgehen können… sein Haar würde, einmal in Form gebracht, dafür sorgen, dass von diesem verräterisch halbierten Ohr nichts weiter zu sehen wäre – eine Maske würde auch die Linien verwischen, die man eines Tages einmal in die Haut seiner Wange geprägt hatte und Niemand würde auch nur einen Funken von Misstrauen um seine Person hegen, bei der es sich zu diesem Anlass und vielleicht auch nur für einen einzigen Tanz nicht um den Söldner handeln würde, der seinem General lediglich loyal zur Seite stand, wie er sich, seines Wissens nach, irgendwo unter den Anwesenden verbergen würde.



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