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  • Autor: Valentine
  • Veröffentlichung: 03.11.2012 15:55
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2012

Der Weg der Ungewissheit

Charakter: Valentine, Asome
Ort: Valentine's Zimmer bei den Daeva des Zephyr

Noch in wohlige Dunkelheit gehüllt lag das übersichtliche und stets von Ordnung beherrschte Zimmer, in welchem sich, über die Stunden der Nacht hinweg, Stille niedergelassen hatte – noch immer weilte der Morgen in einiger Ferne, sollte erst in einiger Zeit einen spärlichen Lichtstreifen durch den Spalt zwischen Stoffen des Vorhanges hindurchschicken, wie er die Fenster verbarg.

Ruhig hatte der schlanke Körper in der warmen Nähe geweilt, wie sie von einem zweiten ausging und dessen träge Atemzüge sich dämmrig in sein Bewusstsein schoben, da sie über die fransige Kante seines lädierten Ohres hinweg wehten, selbiges zum Zucken brachten, um seinen Verstand an die Hand zu nehmen und zu sich selbst zurückzuführen, was von dem Regen seiner Lider begleitet wurde, bis sie sich ganz von allein dazu anleiteten, sich einen verklärten Spalt breit zu öffnen – lediglich ein kurzer, verschwommener Blick, dann lagen sie wieder geschlossen und gaben ihre Mitarbeit an die blasse Haut ab, welche seinen Nasenrücken überspannte, sich nun in stummem Protest kräuselte.

Er hatte kaum lange geschlafen, was nichts daran ändern konnte, dass ihnen sicherlich nicht mehr allzu viel Zeit blieb – er würde sich aus der weichen, karierten Decke schälen müssen und doch fiel ihm dies heute schwerer als an jedem Tag zuvor, ließ seine Gedanken sogleich schlaftrunken um die Möglichkeit kreisen, sich einfach in die schwerelosen Arme des Schlafes zurück zu werfen – obgleich er wohl wusste, dass er dies nicht in Erwägung ziehen durfte.

Ein etwas heiseres Murren teilte seine Lippen, an welches sich die eigene Stimme für diesen Tag von Neuem gewöhnen musste, ehe er eine Hand unter sich brachte, um sich endgültig aus seinem Federkissen zu heben… so schwer war ihm sein Kopf nie vorgekommen – vermutlich befand sich der Inhalt zu vieler Bücher darin – dies war jedenfalls seine recht spontan gefasste Theorie, welche im nächsten Moment bereits verflog, da sich sein Fokus endlich auf die Züge vor sich festigte, selbige träge überwanderte, wie sie so dalagen und ihn einmal nicht in einer Beobachtung ertappen würden.

Es waren sicherlich einige Momente, die auf diese Weise unbemerkt vorüberhuschten, als wolle die Zeit dem Zauberer einen Streich spielen und immer dann rascher verrinnen, so man ohnehin nicht genug von ihr hatte – dann hielt er sich dazu an, die Glieder in Bewegung zu bringen, zwang erst einen, dann auch den zweiten Fuß unter der Decke hervor, um sie auf die Dielen herunterzusetzen, wie auch sich selbst an die Kante des Polsters heran zu schieben – bei Aion, was hatten sie hier nur vor…

Die schlanken Handflächen bargen sich auf seinem Gesicht, ließen ihn noch einmal seinen Blick verschließen, ehe er diesen köstlichen Nachhall des Schlafes abwarf und sich erhob. Der Boden zeichnete sich kühl unter den bloßen Fußsohlen, um ihn von seinem Bett fort, gleichsam an dem massiven Tisch vorüber zu führen, dessen hölzerne Platte kaum mehr unter Pergamenten und Büchern hervorspähen mochte – er wusste, er hatte Etwas vergessen und wenn er eines Hasste, dann war es fehlende Ordnung, die lediglich diesem Möbelstück eindeutig anhaftete. Ein Seufzen teilte seine Lippen, als er sich unter diesen – nun doch eigentlich so irrelevanten – Gedanken ertappte und die schlanken Finger seiner Linken bereits nach dem Griff einer der Schranktüren haschten, um zunächst ins Leere zu greifen – zweiteren Versuch jedoch glücken zu lassen.

Er mühte sich, den Scharnieren keinen klagenden Laut zu entlocken, spähte noch einmal zu dem schlafenden Körper zurück, um stille Versicherung zu ersuchen – dann auch bereits, da er den Blick zu vorigem Ziel brachte, diesem winzigen Gesicht entgegenzublicken, welches ihm aus nicht weniger verschlafenen, kugelrunden Augen entgegensah, um in ein herzhaftes Gähnen zu verfallen, was den kleinen Mund weit öffnete, bloß um in einem Schmatzen wieder verschlossen zu werden – dieses pelzige Kerlchen vermochte es stets, eines dieser winzigen Lächeln über Valentines Lippen wehen zu lassen, wie es zwar nie lange bestand, aber sich doch einfach zeigte, „du wirst nun einige Tage allein sein“, schickte er wispernd heran – wohl wissend, dass man ihn nicht verstehen würde – ehe er seine zweite Hand zu der weichen Stirn des Nyanco’s hob, um mit den Fingerspitzen über selbige zu kraulen, „und achte mir gut auf den Kisk, hörst du?“

Aufmerksam lagen die Pupillen des Tieres auf seinen Zügen und doch war es mehr seine Stimme, denn tatsächliches Verstehen, welches sie fesselten, schoben sich die kleinen Hände doch nun gleichsam seines Kopfes zwischen den Lagen aufgereihter Bettwäsche hervor, um nach den Fingern des Zauberers zu angeln, von welchen sie einen lediglich dafür beanspruchten, sich dessen Spitze zwischen die Lippen zu klemmen und seicht auf ihr herumzubeißen.

Abermals ein Seufzen, was seine Brauen dazu brachte, sich zu dieser steilen, diesmal recht machtlosen Falte zusammenzuziehen. „Nicht jetzt…“, setzte er so abermals stark gedämpft an, ehe er seine Hand in sanftem Bestimmen entzog, um sich daran zu machen, in die bereitgelegte Kleidung hineinzuschlüpfen, wofür er sich mehr Zeit ließ, als es ihm ähnlich sehen mochte – was würde wohl auf sie warten? Wäre es tatsächlich ein Leichtes, mit teils magischen, teils einfachen Vorkehrungen in das Herz Asmodae’s zu gelangen, ohne Aufsehen zu erwecken?

Würden sie einfach so die Möglichkeit erhalten, an sich zu nehmen, weshalb sie dort wären und unbemerkt wieder zu verschwinden?

Er schloss auch den letzten Knopf seiner Weste, von welcher er wusste, dass sie den falschen Schweif trug, den er dort selbst auf Nackenhöhe angebracht hatte, ehe er ihren Kragen zurechtschob und sich vor dem kleinen Spiegel zur Seite jenes Schrankes einfand – aus welchem ein leises Rascheln ob der Regung des Tieres drang – und er sich nun auch den ohnehin recht formlosen Strähnen seines Haares widmen konnte.

Er hatte von der Stadt gehört, welche sich Pandämonium nannte – hatte von ihr gelesen und sich gedanklich bereits ein Bild von Mauern gemalt, wie sie sich zu massiven Gebäudekomplexen erhoben, doch immer dann, so er sie für sich erkunden wollte, schienen diese Bilder vor ihm fort zu rücken, um ihn einmal in Ungewissheit zurückzulassen und daran würde er sicherlich auch Nichts ändern können, bis er all das wirklich vor sich sah, was sich seinem Geist bislang verschloss.

Verschließen wollte er nun auch die Tatsache, dass der Aufbruch stetig näher an sie beide heranrückte und so fasste er nun doch – da für ihn beinahe Alles getan lag – den widerwilligen Endschluss, dass es an der Zeit wäre, auch den noch Schlafenden aus den wiegenden Schwingen der Ruhe zurückzuleiten.



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